War ja klar: Wie die EU die Chatkontrolle doch noch durchdrücken will

Im stillen Kämmerchen der EU soll doch noch durchgedrückt werden, was Bürgerproteste, Datenschutzrecht und Verfassungsprinzipien bisher verhinderten: die flächendeckende Überwachung aller privaten Chats. Patrick Breyer warnt vor einem politischen Betrug ersten Ranges – einer Hinterzimmeraktion, die Europas Freiheit in ein digitales Gefängnis verwandelt.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Mads Claus Rasmussen

Eigentlich abgesagt, eigentlich. Und dann kommt sie doch noch einmal auf den Tisch. Heimlich und leise, im Hinterzimmer. Es geschieht nicht laut, nicht offen, nicht demokratisch, sondern heute, hinter verschlossenen Türen in Brüssel. Während die Öffentlichkeit mit Wirtschaftskrisen, Energiepreisen und Krieg beschäftigt ist, wird im Schatten der EU-Arbeitsgruppen über nichts Geringeres entschieden als das Ende der vertraulichen Kommunikation in Europa. In letzter Minute versucht die dänische Ratspräsidentschaft noch einmal, die Chatkontrolle „in letzter Minute durch die Hintertür doch noch durchzudrücken“.

Der ehemalige Europaabgeordnete Patrick Breyer (Piraten Partei) schlägt Alarm: „Deutschland wird für dumm verkauft – jetzt scannen sie auch unsere Texte und sperren Teenager aus!“ Deutlicher kann man es kaum sagen. Was die EU-Kommission als „Kinderschutz“ tarnt, ist in Wahrheit der größte Angriff auf die Grundrechte der europäischen Bürger seit dem Bestehen der Union.

📢 Kontaktiere JETZT Minister&Abgeordnete: https://t.co/qnKyyls0uG

— Patrick Breyer #JoinMastodon (@echo_pbreyer) November 11, 2025

Der Trick ist so dreist wie durchsichtig: Weil Bürger, Initiativen, Experten quer durch alle politischen Lager gegen die Chatkontrolle protestierten, soll sie nun durch die Hintertür zurückkommen: getarnt, verschärft, verschleiert.

In Artikel 4 des neuen Entwurfs steht, Anbieter wie WhatsApp oder Signal müssten „angemessene Risikominderungsmaßnahmen“ ergreifen. Ein unscheinbarer Satz und doch der Sprengsatz unter der europäischen Freiheitsordnung. Denn er erlaubt das, was offiziell verboten wurde: das Durchleuchten jeder privaten Nachricht.

Auf dem Blog von Patrick Breyer heißt es:

Die nun vermeintliche freiwillige Chatkontrolle geht weit über das bisher diskutierte Scannen von Fotos, Videos und Links hinaus. Künftig sollen Algorithmen und KI massenhaft private Chat-Texte und Metadaten aller Bürger nach verdächtigen Schlüsselwörtern und Signalen durchsuchen.

„Keine KI kann zuverlässig zwischen einem Flirt, Sarkasmus und kriminellem ‚Grooming‘ unterscheiden“, erklärt Breyer. „Stellen Sie sich vor, Ihr Handy scannt jedes Gespräch mit Ihrem Partner, Ihrer Tochter, Ihrem Therapeuten und leakt es, nur weil irgendwo das Wort ‚Liebe‘ oder ‚Treffen‘ vorkommt. Das ist kein Kinderschutz – das ist digitale Hexenjagd. Das Ergebnis wird eine Flut von Falschmeldungen sein, die unschuldige Bürger unter Generalverdacht stellt und massenhaft private, sogar intime Chats, Fotos und Videos Fremden preisgibt.“ Bereits heute sind laut BKA rund 50 % aller im Rahmen der freiwilligen „Chatkontrolle 1.0” erfolgten Meldungen strafrechtlich irrelevant – das entspricht Zehntausenden geleakter Chats pro Jahr.

Breyer nennt es, mit Recht, ein Trojanisches Pferd. Eine Mogelpackung, die den Bürgern das Blaue vom Himmel verspricht und ihnen in Wahrheit die Freiheit unter den Füßen wegreißt. Jetzt sollen nicht mehr nur Bilder und Videos, sondern auch Texte und Sprachnachrichten gescannt werden. Künstliche Intelligenzen werden zu digitalen Denunzianten – unfähig, Ironie von Absicht zu unterscheiden, aber ermächtigt, jedes Gespräch zu melden.

Das ist kein Fortschritt, das ist die Reinkarnation der Stasi in Silizium. Ein Algorithmus, der die Rolle des Blockwarts übernimmt; diesmal global, permanent, unkontrollierbar. Keine KI könne zwischen Flirt, Sarkasmus und Kriminalität unterscheiden, so Breyer. Und doch soll sie bald entscheiden, wer verdächtig ist. Millionen Unschuldiger werden zu Datenleichen in einem System, das mit der Moral des Guten den Überwachungsstaat legitimiert.

Und während Brüssel das Netz scannt, fällt auch noch das Recht auf Anonymität. Wer künftig chatten will, soll seinen Ausweis zeigen oder sein Gesicht scannen lassen. Damit wird das Internet, einst Ort der Freiheit, in ein digitales Panoptikum verwandelt. Whistleblower, Journalisten, Dissidenten: All jene, die Anonymität als Schutzschild der Wahrheit brauchen, werden entwaffnet.

Gleichzeitig droht ein „digitaler Hausarrest“ für Jugendliche. Wer unter 16 ist, soll von sozialen Netzwerken ausgeschlossen werden. Nicht durch Erziehung, sondern durch Sperre.

Breyer weiter: „Man verkauft uns Sicherheit, aber liefert eine Totalüberwachungsmaschine. Man verspricht Kinderschutz, aber kriminalisiert die Privatsphäre.“ Das ist kein Alarmismus, das ist Diagnose. Wer hinschaut, erkennt das Muster: moralische Verpackung, technokratischer Zwang, politische Entmündigung.

Die EU zeigt einmal mehr, dass jedes Misstrauen gegen diese zunehmend totalitäre Institution mehr als berechtigt ist.

Breyer endet mit:

„Über fightchatcontrol.de kannst du jetzt direkt die zuständigen Minister und Abgeordneten anschreiben.“

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